Wir müssen unsere Augen schließen und sie nach innen wenden, wir müssen weiter hinunter in die Kluft zwischen Tag und Nacht in uns schauen, bis uns vor deren Tiefe schwindelt, und uns dann fragen: „Wie kann ich eine Brücke über diese Spaltung in meinem Selbst schlagen? Wie von einer Seite auf die andere gelangen?“… eine Brücke über einen Abgrund formt ein Kreuz; eine überwundene Spaltung ist ein Kreuz. Die Sehnsucht nach Ganzheit bedingt ein Kreuz in den Grundfesten unseres Seins, im Innersten unseres bebenden, pulsierenden, zarten, wunderbaren, liebegeborenen Fleisches und Bluts, und wir tragen es mit uns, wohin wir auch reisen, bis in alle Dimensionen des Raums, der Zeit, der unerfüllten Liebe und zukünftigen Existenz. Das ist Zeichen genug…Das pochende und geplagte Herz kann sich ausruhen. In der Mitternachtsstunde der zusammenbrechenden Dunkelheit, auf der anderen Seite der Nacht hinter dem Sternenkreuz, wird der Mittag geboren.
Aus Irina Tweedie, der Weg durchs Feuer, Laurens van der Post, Vorstoss ins Innere
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