„Tom Steininger: Gibt es nicht die Möglichkeit, diese Offenheit, die Sie beschreiben, denkend zu begleiten?
Joachim Galuska: Sie möchten die Beziehung zwischen Denken und Fühlen gern zugunsten des Denkens beantworten und darin spüre ich Ihre philosophische Herkunft.
Ich komme eher aus der Psychotherapie und aus der Selbsterfahrung, deswegen ist mir das Fühlen sehr nahe. Ich würde es aber gar nicht Fühlen nennen, sondern Spüren. Sie können natürlich dieses Spüren denkend begleiten, nur würde ich sagen, dass gerade in den Sternstunden dieser großen Offenheit ein Gespür erwacht für dieses gewaltige Geschehen, was da Evolution, Kosmos – oder wie auch immer Sie das nennen wollen – heißt. In solchen Momenten ist es viel wichtiger, das zu spüren, zuzulassen und sich davon durchdringen zu lassen. Wir umfassen mit so viel Aufmerksamkeit und Bewusstheit wie möglich diese Größe des Lebens und lassen sie sich an uns ereignen.
Wir verglühen darin,
wie es Martin Buber einmal gesagt hat.
Das finde ich interessanter, als es denkend zu begleiten, weil dieses denkende Begleiten eine Ablenkung darstellen könnte von dem, was eigentlich viel, viel wichtiger ist: diese Größe zu leben, zu erfahren, sich davon rühren und beeindrucken zu lassen. Wenn mir das gelingt, dann kommt mir mein Denken so unwesentlich vor – und ich bin ein guter Denker. Ich habe hinterher immer noch genügend Möglichkeiten, darüber nachzudenken. Aber im Erleben dieser Offenheit will ich den Moment in seiner Tiefe erforschen, erfassen und mich ihm hingeben.“
Joachim Galuska (Interview Tom Steininger)
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